Maya und Azteken - die ersten Schokoladenhersteller und -genießer
Die ersten bekannten Plantagen mit Kakaobäumen, die zur Herstellung von Schokolade verwendet wurden, wurden um 600 n. Chr. von den Maya angepflanzt. Zu dieser Zeit expandierten die Maya in den Norden Südamerikas und entdeckten die Halbinsel Yucatan, die sich ideal für den Anbau von Kakao und die Herstellung von Schokolade eignete. Man könnte also sagen, dass die Maya die ersten Massenproduzenten von Schokolade waren.
Doch die Maya und Azteken waren schon Jahrhunderte zuvor mit Schokolade in Berührung gekommen. Interessanterweise war dieses Nahrungsmittel anfangs so wertvoll, dass es nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als Zahlungsmittel für Dienstleistungen und zum Tausch gegen noch wertvollere Gegenstände verwendet wurde.
Das Wort Schokolade selbst ist eine Ableitung des Maya-Wortes "xocolatl" und bedeutet übersetzt ein schaumiges Getränk. Ursprünglich wurde Schokolade nicht in Form von Tafeln oder Bonbons hergestellt, wie wir sie heute kennen, sondern in Form eines Getränks. Nach einer aztekischen Legende wurden die Samen des Kakaobaums aus dem Paradies in unsere Welt gebracht, und die Azteken glaubten, dass ein Mensch, der Schokolade oder dieses göttliche Getränk zu sich nimmt, an Weisheit und Stärke gewinnt.
Diese göttliche historische Tatsache trägt auch den lateinischen Namen des Kakaobaums, der Pflanze, aus der die Schokolade gewonnen wird. Ursprünglich hieß der Kakaobaum einfach "cacao" (Kakao), aber der schwedische Naturforscher Carl Linne, der bei der Benennung von Pflanzen und Tieren Pionierarbeit leistete, benannte die Pflanze in Theobroma cacao um. Theobroma bedeutet auf Griechisch "Speise der Götter". Gerade weil die Schokolade als Speise der Götter galt, war sie in Mittel- und Südamerika so wertvoll und teuer.
Schokolade in Europa
Der erste "Schuldige" dafür, dass die Schokolade ihren Weg nach Europa fand, war Christoph Kolumbus, der auf seiner Entdeckungsreise nach Indien Mittelamerika entdeckte. Die Azteken schenkten ihm Säcke voller Kakaobohnen, die Kolumbus mit nach Europa nahm. Doch am Hof von König Ferdinand von Spanien wurden diese Geschenke in der Menge der anderen goldenen Geschenke einfach übersehen, und Kolumbus kannte das Verfahren zur Herstellung von Schokolade nicht. Der erste Kontakt von Schokolade mit den Europäern war also katastrophal, denn die Samen wurden schließlich weggeworfen.
Für 10 Kakaobohnen konnte man ein Kaninchen kaufen, für 100 Kakaobohnen einen guten Sklaven. 1519, 17 Jahre nachdem Kolumbus die Schokolade zum ersten Mal nach Europa gebracht hatte, wurde die Schokolade bei den Europäern bekannter. Damals besuchte Hernando Cortez den Hof des Kaisers von Montezuma und lernte, wie man das Schokoladengetränk herstellt.
Die spanischen Konquistadoren sahen auch, dass der Kaiser sein Schokoladengetränk trank, bevor er seine Mätressen besuchte, und glaubten daher, dass Schokolade ein Aphrodisiakum sei.
Sie nahmen dieses Wissen über Schokolade mit nach Europa und gaben es an den spanischen Hof weiter.
Doch das Wissen um die Herstellung von Schokolade war jahrhundertelang ein streng gehütetes Geheimnis, das nur den Spaniern in Europa bekannt war. Der spanische König überließ die Pflege des Kakaobaums und die Herstellung von Schokolade den spanischen Mönchen, die das Geheimnis gut hüteten. So wurde die Schokolade für Spanien zu einem wichtigen und teuren Exportprodukt, und die europäische Seemacht legte in ihren Kolonien große Kakaoplantagen an, um den Bedarf der Schokoladenindustrie zu decken. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde das Geheimnis der Schokoladenherstellung jedoch auch an anderen europäischen Höfen bekannt, und andere Länder wie Frankreich, Italien und Deutschland stiegen in die Schokoladenproduktion ein.
Doch trotz der großen Kakaoplantagen in Amerika blieb Schokolade in Europa ein Getränk und eine Nachspeise für die wohlhabenden Schichten. Ärmere Menschen konnten sie sich nicht leisten, denn ein halber Liter dieses köstlichen Getränks kostete im London des 17. Jahrhunderts bis zu 15 Shilling, eine enorme Summe für die damalige Zeit. Kakaobohnen blieben in Mittelamerika noch einige Zeit lang ein Zahlungsmittel. So konnte man für 10 Kakaobohnen ein Kaninchen kaufen und für 100 Kakaobohnen einen guten Sklaven.
Von Europa aus fand die Schokolade ihren Weg zurück auf den amerikanischen Kontinent, als Siedler nach Nordamerika auswanderten. Es dauerte einige Zeit, bis sich die Schokolade bei den Siedlern in Nordamerika verbreitete. So entwickelte sich im Laufe der Zeit die Schokoladenindustrie, und die Schokolade wurde in fester Form und nicht mehr als Getränk angeboten. Die feste Form der Schokolade trug wesentlich zu ihrer Verbreitung bei, da der Transport von Schokolade einfacher wurde und Schokolade langsam auch für die weniger wohlhabenden Schichten zugänglich wurde.
Heute ist Schokolade ein weltweit bekanntes und weit verbreitetes Lebensmittel. Die jährliche Produktion von Kakaobohnen beläuft sich auf etwa 600 000 Tonnen und nimmt von Jahr zu Jahr stetig zu. Die Schokoladenindustrie in Amerika ist heute Milliarden von Dollar wert. Aber es hat mehr als 1 000 Jahre der Entwicklung und Innovation gebraucht, um Schokolade von einem primitiven Getränk, das den Mayas und Azteken Amerikas bekannt war, in ein Lebensmittel zu verwandeln, das unsere Geschmacksnerven anregt und erweckt. Doch die Entwicklung der Schokoladenindustrie ist noch lange nicht abgeschlossen. Jedes Jahr kommen neue Schokoladenprodukte und neue Zusatzstoffe hinzu, die den Genuss von Schokolade noch berauschender machen.